Megamarsch - 100 Kilometer in 24 Stunden

Megamarsch – Der Weg zu Fuß von München nach Mittenwald und zu dir selbst
Ein Bericht von Andrea Vieregg

Irgendwann im Winter (bei einem unserer Corona-konformen Zweier-Laufeinheiten) erzählte mir Cora von ihrer Idee am Megamarsch teilzunehmen. Die Eckdaten, die sie aufzählte waren: Wir gehen von München nach Mittenwald, das sind 100 Kilometer in 24 Stunden. Dass 100 Kilometer weit sind, war mir klar. Worauf ich mich da wirklich eingelassen hatte, war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar... Cora und ich konnten Silke und Matthias auch noch von dieser Idee begeistern und so waren wir zu viert. Wir haben vorab viele Trainingsmärsche absolviert. Angefangen mit einer Distanz von 21 Kilometern, bis zum letzten Marsch mit 67 Kilometern. Wir sammelten Erfahrungen, optimierten unsere Ausrüstungen und bekamen so langsam ein Gefühl dafür, dass wir uns auf ein wahrlich großes Projekt eingelassen haben.

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Am 14. August war es dann so weit.
Cora Stumpferl, Silke und Matthias Noak und Andrea Vieregg haben sich um 13:05 Uhr in München auf den Weg in Richtung Mittenwald gemacht. 

 Auf dem Weg zur ersten Verpflegungsstelle bei Kilometer 20 in Schäftlarn wurden wir hitzetechnisch schon mal ziemlich hart auf die Probe gestellt. Es ging einige Kilometer auf einem Damm entlang, auf dem die Hitze wirklich gnadenlos brannte. An der Verpflegungsstelle angekommen, wurden erstmal die Trinkblasen aufgefüllt, gegessen und getrunken und der Schatten genossen.

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Nach einer kurzen Pause ging es weiter zur zweiten Verpflegungsstelle bei Kilometer 40 in Eurasburg/Beuerberg. Unmerklich wurde es wenigstens etwas kühler, denn die Sonne ging so langsam unter. Auch an der zweiten Verpflegungsstelle angekommen wieder das gleiche Prozedere. Trinkblasen auffüllen, trinken, essen und etwas Pause machen. Leider musste Silke an diesem Punkt aufgrund von starken Schmerzen in Füßen und Rücken den Marsch abbrechen. Die Entscheidung fiel ihr gar nicht leicht und auch wir restlichen Marschierer waren sehr traurig darüber. Aber letztendlich muss man bei so einem Projekt auf jeden Fall auf seinen Körper hören und dann im Zweifelsfall auch die Reißleine ziehen...

Nach dieser zweiten Pause machten wir uns dann zu dritt auf den Weg zur dritten Verpflegungsstelle in Benediktbeuern bei Kilometer 60. Mittlerweile war es dunkel geworden, unsere Stirnlampen kamen zum Einsatz. Wenn man sich umdrehte, sah man die Lichter der anderen Marschierer in der Dunkelheit leuchten. Es sah aus, als wäre hinter uns eine große leuchtende Perlenkette. Die ganze Zeit zuckten am Himmel die Blitze eines weit entfernten Gewitters, was meine Laune nicht unbedingt gehoben hat, weil ich ein echter „Gewitter-Angsthase“ bin... Irgendwann unterwegs mussten Matthias und ich die ersten Blasen mit Tape und Blasenpflaster versorgen. Der Weg in der Dunkelheit zog sich gefühlt so unendlich dahin. Darum sind wir dann auf die Idee gekommen, dass das Singen von Schlagern und Neuer-Deutscher-Welle-Songs die Motivation und Laune deutlich erhöht. Wie das unsere Mitmarschierer fanden, haben wir sicherheitshalber nicht nachgefragt... Wir können nämlich laut, aber nicht schön singen:). So langsam entwickelte unsere Reise durchaus Längen und der eine oder andere Gedanke, warum man sich das Ganze eigentlich antut, kamen auf. Gegen 02:00 Uhr morgens kamen wir dann endlich bei der dritten Verpflegungsstelle in Benediktbeuern an. Auch hier wieder die übliche Vorgehensweise: Wasser, Essen, Pause. Neu dazu gekommen war Blasen versorgen und Sockenwechsel. Leider hatte Matthias hier schon riesige Blasen, samt der dazugehörigen Schmerzen an den Fußsohlen. Daher entschied er sich schweren Herzens an dieser Stelle den Marsch abzubrechen.

Nachdem auch Matthias abgebrochen hatte, waren nur noch Cora und ich unterwegs. So machten wir uns in dunkler Nacht, nach wie vor von zuckenden Blitzen begleitet, auf den Weg zur vierten und letzten Verpflegungsstelle bei Kilometer 75, zwischen Kesselberg und Walchensee gelegen. Gefühlt gingen wir ewig an der Loisach entlang, bis wir endlich in Kochel ankamen. Am Fuß des Kesselbergs angekommen zog ganz langsam die Morgendämmerung herauf und wir konnten den Berg ohne unsere Stirnlampen in Angriff nehmen. Die ganze Nacht über war es recht warm geblieben, so dass wir uns nicht mal was Wärmeres anziehen mussten. Unsere Komfortzone hatten wir schon seit einiger Zeit hinter uns gelassen und so quälten wir uns mit schmerzenden Füßen den Berg hinauf. Nur um oben angekommen festzustellen, dass bergab gehen noch viel unangenehmer ist. Immer wieder stellte ich mir die Frage, ob ich nicht auch aufgeben sollte, aber Cora ließ Gedanken dieser Art auf charmante Weise gar nicht wirklich zu ... Mittlerweile war auch die Sonne wieder aufgegangen und wir erreichten gegen 06:00 Uhr morgens erschöpft die letzte Verpflegungsstelle auf der Strecke. Auch hier wieder das Übliche: Wasser, Essen, Pause...

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Nun nahmen wir die letzten 25 Kilometern dieses Marsches in Angriff. Das klingt jetzt relativ überschaubar, aber wenn man schon 75 Kilometer in den Beinen hat, ist die Aussicht, weitere 25 Kilometer gehen zu müssen nicht sonderlich erhebend. Unser Weg führte uns entlang am schon fast kitschig-schönen Walchensee, der umgeben von Bergen in goldener Morgensonne lag. Weiter ging es nach Wallgau und von da aus weiter bis Krün. Der letzte Abschnitt zwischen Krün und Mittenwald sollte sich noch als die allergrößte Herausforderung des ganzen Marsches herausstellen. Denn ab hier gingen wir nur noch in praller Sonne, kein Schatten weit und breit. Und um das Vergnügen noch zu steigern, ging die Strecke immer wieder bergauf und bergab. Unsere Füße schmerzten nun mit großer Vehemenz und das Ziel erschien uns in schier unerreichbarer Ferne. Aber wir gingen einfach immer weiter. Es ging durch die Buckelwiesen bei Mittelwald, noch immer in gnadenloser Sonne bei Temperaturen von über 30 Grad. Etwas entschädigt hat uns dabei das an diesem Tag absolut atemberaubende Bergpanorama...

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Ab Kilometer 90 war vom Veranstalter jeden Kilometer ein Schild mit der Angabe der Restdistanz aufgestellt worden, was für unsere Psyche und Motivation wirklich hilfreich war. Ach ja, das Singen war uns an diesem Punkt schon lange vergangen... Aber wir gingen tapfer immer weiter, jetzt galt es einfach nur noch im Ziel anzukommen und jeder Schritt brachte uns diesem Ziel näher. Und irgendwann war es dann nach so langer Zeit des Gehens, der Strapazen und der Quälerei so weit. Wir marschierten um 12:45 Uhr nach nicht ganz 24 Stunden endlich durch den Zielbogen und bekamen die so eisern erkämpften Medaillen.

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Cora und ich wurden im Ziel von unseren Emotionen total überrollt. Diese Mischung aus Erleichterung, Stolz und Erschöpfung war wirklich ein einzigartiges Erlebnis. Und auch wenn ich unterwegs das eine oder andere Mal mit Cora geschimpft hatte, wie sie auf so eine blödsinnige Idee kommen konnte, bin ich ihr sehr dankbar, dass ich dieses unfassbare Erlebnis mit ihr teilen durfte!

Ich möchte mich an dieser Stelle noch vielmals bei meinem wundervollen Mann Stefan für seinen sensationellen Support während dieser Unternehmung bedanken. Und auch bei Cora möchte ich mich bedanken, dass sie mich so dabei unterstützt hat, diesen Marsch auch zu Ende zu bringen.

Trainingszeiten

Dienstag: 19:00 Uhr
Freitag: 18:30 Uhr
Sonntag: 10:00 Uhr

Treffpunkt: Parkplatz des BATUSA

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